Nicht weniger selten bekomme ich die Frage gestellt wieso 45Ah trotzdem mehr sein können als 50Ah.

Das hängt von der Spannung ab. Aber fangen wir von vorne an…

A = Ampere (Strom und im Prinzip die Power die dein Bike liefert)
V = Voltage (Spannung – Mehr Spannung, Mehr Speed)
Ah = Amphours –> Ampere Stunden.
Wh = Watthours –> Wattstunden.

Und da setzen wir doch direkt mal an.
Kapazität wird in Wattstunden gemessen. Es ist die einzige Größe die
Sinn ergibt. Denn es spielt keine Rolle ob ein Akku
100v10Ah hat oder
10v100Ah. Beide haben 1000 Wattstunden (wh)

Wenn ein Akku 10v hat und 100Ah dann sind das 10×100 = 1000wh.
Eine Wattstunde ist der Verbrauch pro Stunde.
Klemmt man eine Lampe dran die 1Watt verbraucht so hat der Akku von oben
nach einer Stunde noch 999wh.
Die Lampe könnte also 1000 Stunden am Stück leuchten mit dem Akku.

Eigentlich bereits jetzt selbsterklärend ist das ein
60v50Ah Akku weniger Kapazität hat als ein 72v50Ah Akku.
Denn –>
60×50=3000wh
72×50=3600wh

bedeutet 20% mehr im Akku und damit 20% mehr Reichweite.

Ich komme mit meinem Akku ca 40Km weit…

Wie rechnet man nun aus welchen Verbrauch man hat?

Auch das ist ziemlich Simpel: Akkukapazität : gefahrene Kilometer = Wattstunden verbrauch.
zb: Stock Surron Akku 60v32Ah = 1920wh.

1920wh:40km=48Wattstunden verbrauch pro Kilometer.

Ich hätte gern mehr Reichweite…

Wenn du dir nun einen größeren Akku zulegen willst und dich fragst wie weit du damit kommst
kannst du mit der Berechnung von oben, ganz individuell für Dich, deine neue Reichweite
Bei gleich-gefahrener-Leistung bestimmen.

Nehmen wir einen 72v45Ah Akku als Beispiel.

72v x 45Ah = 3240Wattstunden.

3240 Wattstunden : bekannten Verbrauch mit Original Akku (48wh) = 67,5Km
Wir haben bei gleicher Fahrweise also ~65% mehr Reichweite.

Mit dem neuen Akku/Controller Paket kommt aber in 99,9% der Fälle
auch eine Leistungssteigerung on Top. Das bedeutet natürlich mehr Spaß,
aber auch mehr Verbrauch.
(Fährt man sein Auto Sportlich nimmt der halt ein Paar Liter mehr) 😉

Im oben genannten Beispiel würde ich von 60-62km sportlichen Fahrspaß ausgehen.

Mein Akku ist viel schneller Leer als der von meinem Kumpel…

Elektrisch fahren und der damit verbundene Verbrauch geht Leider Hand in Hand mit der Physik.
Speziell Offroad mit entsprechenden Höhenmetern ist Gewicht der Reichweitenkiller schlecht hin.
Aber auch eine kurze Übersetzung um den Motor zu entlasten geht Leider auf die Reichweite
durch die höhere Drehzahl. Ein notwendiges Übel für Fahrer mit Männergewicht :p

Aber auch auf der Straße spielt Windwiderstand und Gewicht eine Rolle.
Ich habe mit eigenen Augen meine 50Kg Freundin volle 72km mit einem Stock Akku (32Ah)
schaffen sehen. Mit einigen Restprozenten sogar 😉
Der Wh-Verbrauch lag da bei unglaublichen 20wh/km.
Das war eine Regelkonforme Überlandfahrt im Odenwald mit strickt 47km/h GPS.

ICH kam bei 1:1 gleicher Reichweiten-Rekord-Fahrweise mit 27wh/km an. *gääähnn*

Moment…Es hieß doch eben der Stock Akku hat 1920wh….

…müsste man dann nicht 1920wh : 20wh = 96 Kilometer kommen?
Nein. Das führt und zum nächsten Abschnitt und wir nennen ihn

Nutzbare Kapazität…

Die Hersteller Angaben einer Lithium Zelle sehen ein
Laden bis 4.2v und Entladen bis 2.5v vor.
Unter der kleinsten Last von sagen wir 0,5-1,0Ampere kommt auch das aus einer Zelle raus was
drauf oder im Datenblatt steht.

In der Praxis wird aber nur bis 3.0v pro Zelle entladen.
Ab dem sogenannten Lipo cliff (3,0v)
gibt es nur noch wenig Kapazität zu holen, verschleißt erhöht sich unverhältnismäßig
und die Wärme nimmt deutlich zu.

Daher bekommt man aus unserem Beispiel Akku auch nicht 1920wh raus sondern etwa 10% weniger als draufsteht. Das gilt für jeden mir bekannten Akku am Markt übrigens.
Schlussendlich spielt es aber keine wirkliche Rolle.
Für den Nutzer zählt unterm Strich ja nur wie weit er mit seinem persönlichen Fahrstil kommt.

Ein letzter Punkt den ich noch kurz anschneiden möchte;
Wattstunden errechnen wissen wir nun wie es geht. Nominalspannung x Ampere Stunden.

….Was ist eigentlich Nominalspannung?

Eine Zelle hat in der Regel 3.6 oder 3.7 Volt Nominalspannung.
Das ist quasi die 50% Mitte.
Es gibt natürlich noch andere Zelltypen aber das würde zu weit führen in meiner kleinen FAQ.
Wir bleiben bei dem guten alten Stock Akku der uns mit 60v32Ah bekannt ist und auch so
niedergeschrieben auf einem Sticker unterm Akku klebt.

Faktisch ist das schlicht gelogen.

Der 60v32Ah Akku hat Panasonic PF Zellen drin.
Diese haben besagte Nominalspannung von 3.6v
Im Akku selbst sind davon 16 Stück in Serie. Also 3,6v x 16 = 57,6v

Wenn wir nun diese 57,6v x 32Ah nehmen bekommen wir nur 1843,2wh
Wir werden quasi um knapp 2Km Reichweite behumpst 😉
Und zu allem Übel kommt jetzt auch noch die nutzbare Kapazität
die uns nochmal ~10% vom Kuchen abschneiden.

1843 – 10% = 1658Wh

1658wh ist das was Netto nutzbar ist 🙂

Vermutlich, denn eine andere sinnvolle Erklärung fällt mir dazu nicht ein, wird das gemacht
um „Umgangssprachlich“ einen Akku zu benennen.

die gebräuchlichsten Spannungen der Akkus sind: 48v , 52v, 60v, 72v, 80v
48v = 13 Zellen in Serie -> 13x 3,6 = 46,8v Nominal Spannung
52v = 14 Zellen in Serie -> 14x 3,6 = 50,4v Nominal Spannung
60v = 16 Zellen in Serie -> 16x 3,6 = 57,6v Nominal Spannung
72v = 20 Zellen in Serie -> 20x 3,6 = 72,0v Nominal Spannung
80v = 22 Zellen in Serie -> 22x 3,6 = 79,2v Nominal Spannung

zufälligerweise ist der einzige Akku der nicht „lügt“ der 72v Akku 😉

Hoffe ich konnte etwas licht ins dunkle bringen 😉

Hier noch das Datenblatt der Panasonic PF Zelle als Quelle:

https://datasheetspdf.com/pdf-file/955257/Panasonic/NCR18650PF/1